KiNiKi unterstützt therapeutische Wohngruppe
Freizeit aktiv gestalten - Radtour für Mädchen durch das Kinzigtal
„Werde ich die vielen Kilometer auf dem Fahrrad mit schwerem Gepäck durchhalten?“
„Wie kochen wir unter freiem Himmel in der Natur?“
„Was, wenn ein heftiges Unwetter über unseren Zelten tobt?“
Offen gestanden, waren die Vorbereitungen auf die diesjährige Radfreizeit der pädagogisch-therapeutischen Wohngruppe für Mädchen mit Drogenproblemen und Traumafolgestörungen JELLA auf Seiten der Jugendlichen vor allem von Ängsten, Zweifeln und Befürchtungen geprägt. Vorfreude hatte nur wenig Raum. Fünf Tage lang mit voll beladenen Rädern durch das Kinzigtal im Schwarzwald fahren und zum Übernachten verschiedene Campingplätze ansteuern – so sah das Vorhaben aus. Zu den Bedenken, die sich bei allen Menschen einschleichen können, kamen bei unseren Mädchen aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen ganz konkrete Ängste hinzu.
Und dennoch brachen wir am 13. Juni wie geplant alle miteinander auf – vier Mädchen und zwei Betreuerinnen. Mit dem Zug gelangten wir zunächst von Stuttgart nach Alpirsbach. Die erste Fahrradetappe führte uns nach Schiltach, wo wir zum ersten Mal unsere Zelte aufschlugen und für’s Abendessen den neuen Spirituskocher entzündeten. Im weiteren Verlauf der Reise erreichten wir Steinach sowie Willstätt und machten unter anderem auch Halt in Wolfach und Offenburg.
Neben Radfahren, Campen und allem, was damit verbunden ist, standen auch Besuche im Freibad, eine Entdeckungstour auf dem Vogtsbauernhof und ausgelassene Fahrten auf der Sommerrodelbahn in Gutach auf dem Programm. Spielerisch, beinahe ohne es zu bemerken, haben alle Mädchen während der Freizeit ganz persönliche Barrieren überwunden. Ein Stottern hat sich verflüchtigt; der Mut, in Badesachen schwimmen zu gehen, ist plötzlich aufgetaucht; Ideen, wie mit dem, was die Natur bietet, die Zelte sturmfest gemacht werden können, sind gewachsen; der Spagat, Verantwortung für andere zu übernehmen und dabei ebenso für sich selbst zu sorgen, ist gelungen.
Die Eröffnung einer weiteren Wohngruppe zum 1. April hatte es mit sich gebracht, dass sowohl die Konstellation der Mädchengruppe als auch die des Kollegiums sich im Vorfeld der Freizeit weitgehend verändert hatte. Die Radfreizeit konnte einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, alle Beteiligten weiter zusammenwachsen zu lassen und das gegenseitige Vertrauen ineinander zu stärken. Die Mädchen haben Fähigkeiten in sich entdeckt, die sie zuvor nicht einmal ahnen konnten und fern ihres kraftaufwendigen therapeutischen Alltags in Stuttgart hatten sie eine vollkommen unbeschwerte Zeit.
Kontakt:
JELLA
Pädagogische und Therapeutische Hilfen für Mädchen mit Suchtproblemen und Traumafolgestörungen
jella@bw-lv.de, www.jella.de, 0711.652 006-0